Die «Königin der Nacht» ist ein Kaktus aus Mittelamerika.
Er stammt aus relativ feuchten Gebieten und bildet daher
auch nicht die typisch
kugeligen Sprosse aus wie die Wüstenpflanzen unter seinen Verwandten.
Seine Triebe sind langgestreckt und kaum bestachelt.
Im blütenlosen Zustand erinnern sie ein wenig an einen Gartenschlauch.
Mit diesen Trieben kriecht er über denBoden, klettert ins Gebüsch oder an einem Baum hoch,
wie dies bei uns die Brombeeren oder die Waldreben (Nielen) tun.
Im Frühsommer erscheinen an den älteren Sprossteilen einige,
wenige Blütenknospen.
Mit ihrem dichten Haarpelz sehen sie aus wie ein kleinerWattebausch.
Bei schlechter Witterung können sie während längerer Zeit an derPflanze ausharren,
ohne sich weiterzuentwickeln.
Folgen jedoch einige helle und vor allem heisse Tage,
so setzt ein ungeheurer Entwicklungsschub ein und dieKnospen
verlängern sich relativ schnell sich bis auf eine Grösse von 10 cm.
In diesem Stadium ragen die braunen Kronblätter
bereits deutlich aus dem «Wattebausch»heraus.
Dennoch kann man auch jetzt nicht genau vorhersagen,
an welchem Tagsich die Blüte öffnen wird.
Am Blühtag selbst lässt sich ab etwa 14 Uhr feststellen,
ob sich eine Blüte am gleichen Abend öffnen wird.
Im Laufe des Nachmittags schwillt die Knospe allmählich an.
Die Blütenblätter strecken sich und beginnensich etwa ab 19 Uhr voneinander zu lösen.
Innerhalb von zwei bis drei Stunden
entfalten sie sich zu einer der prächtigsten Blüten des Pflanzenreichs,
die ihren vollen Durchmesser von rund 25 cm
bei Einbruch der Dunkelheit erreicht.Es ist ein Trichter
aus weit über 100 crèmefarbenen, goldgelben und braunenBlütenblättern
mit einem feinen Duft nach Schokoladepulver.
Wenige Stunden nach Mitternacht
beginnt die Blüte wieder zu welken
und hängt bereits am nächsten Morgen schlaff an der Pflanze.
Das Risiko, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen,
haben auch die Botanischen Gärten,
wenn sie eine «Königin der Nacht»
öffentlich zugänglich machen wollen.
Doch findet dieses Schauspiel nur während einigen,
wenigenNächten statt, die man nie genau voraussagen kann.
Es gehört in diesem Fall zur«Natur der Natur»,
dass niemand garantieren kann,
ob zu einem bestimmten Zeitpunkt
auch tatsächlich eine Blüte offen ist.